Haben wir nicht tolle Gäste? Es ist wirklich berührend, wie sehr viele von ihnen Teil an unserem Leben haben. Viele kannten meine Großmutter besser, als so manche FreundInnen von mir – kein Vorwurf, denn der Weissensee liegt ja nun nicht grad um die Ecke von Wien. 

Sogar Gäste aus der Nachbarschaft sprachen mich heuer mit den Worten an: „Es ist seltsam, dass sie nicht mehr da sitzt.“ Gemeint ist die Sitzgruppe vor dem Haus, wo meine Oma sehr gerne in jener Ecke saß, in der ihr prächtiger Oleander weiterhin steht. 

Auch meinen Vater kannten die meisten, und sie wissen um den Schmerz, den der Verlust dieser beiden Menschen für meine Mutter und mich bedeutet. Viel sprechen wir alle nicht darüber, aber das Mitgefühl ist spürbar. 

Ich erinnere mich noch gut, als die Gäste, die uns diesen wunderbaren Gruß an einem Baumkuchen mitbrachten, letztes Jahr da waren. Nicht nur weil ich es sehr genossen habe, dass sie da waren, weil ich mich gut mit ihnen unterhalten habe – sondern leider auch, weil mein Vater damals akut ins Krankenhaus musste. In einer solchen Situation den Gästen die Urlaubsfreuden nicht zu verderben, ist eine Sache. Die andere Sache ist es, wenn sie Anteil nehmen, ohne dass man ein schlechtes Gewissen haben muss – nein, sogar Trost empfindet. 

Nun sind diese Gäste wieder da und erfreuen uns mit einer solchen süßen Geste: Das ist so unheimlich berührend, genauso wie die vielen anderen Kleinigkeiten, die uns mitgebracht werden, und vor allem die Freundlichkeit und Anteilnahme, die uns auch Gäste zuteil werden lassen, die zum ersten Mal bei uns Urlaub machen. 

Momente wie diese sind einer der Gründe, weshalb ich die Vermietung am Weissensee für so lohnend halte. Freilich gibt es immer wieder Gäste, mit denen es nicht passt, für die es nicht passt. Aber so ist das nun einmal: wo es menschelt, menschelt es halt auch.

Doch es sind glücklicherweise Ausnahmen. Glücklicherweise haben wir viele Gäste, die über die Jahre immer wieder zu uns kommen, manche sogar jedes Jahr oder alle zwei Jahre. Immer wieder schauen sogar Gäste vorbei, die vor Jahren bei uns zu Gast waren, aber Unterkunft gewechselt haben, nachdem meine Mutter die Zimmer vor inzwischen 30 Jahren zu Ferienwohnungen umgebaut hatte. Wenn sie bei uns reinschauen, ist es, als würde Familie zu Besuch kommen. Fast so lange kennen sie uns ja auch. 

Dieser Sommer ist alles andere als leicht für mich. Nicht zuletzt, weil es meiner Mutter zwischendurch sehr schlecht ging – ja, sie sogar in jenes Krankenhaus eingeliefert wurde, in dem mein Vater seine letzten Tage verbrachte. Es hat mich entsprechend viel Kraft gekostet, den Teufel immer wieder von der Wand abzukratzen. Unsere Gäste waren dabei eine wirklich große Stütze: vielen, vielen Dank an alle!

Wenn man schon so etwas durchmachen muss, ist es einfach unheimlich tröstlich, so viele liebe Menschen um sich zu wissen, ob Verwandte, FreundInnen, NachbarInnen, Bekannte – oder eben Gäste.